Kapitel
8: Freiheit ist ein Recht und schafft menschliche Sicherheit
*
Wir haben Macht mit Größe gleichgesetzt,
Gauner mit Staatsmännern und Propaganda mit Resultaten;
wir haben zugelassen, daß moralischer und kultureller
Relativismus unsere Empörung zum Schweigen bringt,
während wir die moralische Oberhoheit den utopistischen
Träumern überließen; wir haben uns geweigert, das
Böse als das Böse zu erkennen; und wir haben die
katastrophalen menschlichen Kosten solcher Verwirrungen
ignoriert.
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Die
beste Art, dieses Buch zusammenzufassen, ist ein Verweis
auf Tabelle 8.1. Oben in
Tabelle 8.1a kann man klar sehen, welchen Unterscheid Freiheit
in Bezug auf Wohlstand und Prosperität eines Volkes ausmacht.
Je größer die Freiheit eines Volkes ist, desto größer ist
seine Kaufkraft im Vergleich zu anderen Nationen, desto
geringer ist seine Armut, und desto größer sind die Entfaltungsmöglichkeiten
der Menschen. Kurzum: Freiheit ist der Weg zu wirtschaftlicher
und gesellschaftlicher Sicherheit für die Menschen.
Es
gibt mehr, was die Sicherheit der Menschen ausmacht, als
Wohlstand und Prosperität. Es gibt auch die Sicherheit zu
wissen, daß das eigene und das Leben der Lieben sicher ist
vor tödlicher Repression, Genozid, Massenmord und todbringenden
Hungersnöten. Hier könnte Tabelle 8.1.b innerhalb von Tabelle 8.1 nicht aufschlußreicher
sein: Je mehr Freiheit ein Volk hat, desto weniger Todesfälle
gibt es infolge von Hungersnot, Genozid und Massenmord sowie
durch Krieg mit einem anderen Land und durch Bürgerkrieg.
Im Anhang dieses Buch werden diese und verwandte Statistiken über verschiedene
Kriege überprüft, und es stellte sich heraus, daß Freiheit
in der Tat der entscheidende Faktor für eine größere Sicherheit
der Menschen darstellt. Auf der Grundlage dieser wissenschaftlichen
Analysen kann ich mit ziemlicher Zuversicht versichern,
daß Freiheit in der Tat genau das ist, als was es in Tabelle
8.1 erscheint und was ich in den vorangegangenen Kapiteln
behauptet habe, nämlich daß die Freiheit eines Volkes
die Ursache für größeren Wohlstand und Prosperität, für
menschlichen Fortschritt und die Sicherheit vor Gewalt ist.
Doch
so wichtig die Statistiken in diesen Tabellen und im Anhang
auch sind – es bleiben lediglich Statistiken, welche
nicht das reine Elend, den Schmerz und die Schrecken der
Unfreien vor Augen führen. Sie widerspiegeln eine elende
und blutige Hölle: Milliarden von Menschen sind Opfer von
absoluter Not, Aussetzung, Hunger, Krankheit, Folter, Schlägen,
Zwangsarbeit, Genozid, Massenmord, Hinrichtungen, Deportationen,
politischer Gewalt und Krieg. Diese Milliarden leben in
Angst um ihr Leben und um das Leben ihrer Lieben. Sie verfügen
über keine Menschenrechte und Freiheiten. Diese bedauernswerten
Menschen sind lediglich Figuren auf dem Spielfeld bewaffneter
Gangster und Banden, die ihre Nationen unterdrücken, vergewaltigen,
ausplündern, ausbeuten und ermorden. Wir verbergen die Identität
dieser Banden – wir sanktionieren sie – mit dem wohlwollenden
Konzept „Staat“, wie etwa im Falle des „Staats“ der Roten
Khmer in Kambodscha, der Sowjetunion Stalins und Hitlerdeutschlands.
Die
Banden, welche diese sogenannten Staaten kontrollieren,
unterdrücken ganze Nationen unter dem Schutze des internationalen
Rechts. Sie sind wie eine Bande, die eine Gruppe von Wanderern
gefangen nimmt und dann mit ihnen tut, was sie will, sie
ausraubt, foltert und einige von ihnen ermordet, weil die
Bandenmitglieder sie nicht mögen oder sie „ungehorsam“ sind,
und andere vergewaltigt. Dennoch „regieren“ sie durch das
Recht der Souveränität: Die Gemeinschaft der Nationen räumt
ihnen explizit durch internationales Gesetz das Recht ein,
eine Nation zu regieren, wenn sie zeigen, dass sie die nationale
Regierung effektiv kontrollieren, und dieses Recht bringt
die Aussicht mit sich, daß andere Nationen sich nicht in
deren inneren Angelegenheiten einmischen. Durch internationales
Recht wird nun anerkannt, daß wenn diese Banden bis zum
Äußersten gehen, wie etwa massive ethnische Säuberungen
oder Genozid, die internationale Gemeinschaft dann das Gegenrecht
hat, sie zu stoppen. Doch steckt dieses internationale Recht
erst in der Entwicklungsphase, und wie wir bei den aktuellen
Beispielen Sudan, Burma, Nordkorea, Ruanda, Saudi-Arabien
und China sahen – man könnte neben anderen auch Kuba, Pakistan,
Iran, Irak und Syrien mit einschließen – haben diese Banden
weitestgehend immer noch leichtes Spiel mit ihren Opfern.
Dies
ist empörend. Wie ich in Kapitel 2 darlegte,
haben Bürger aller Länder – ein chinesischer Bauer, ein
sudanesischer Schwarzer, eine saudi-arabische Frau oder
ein Angehöriger der Karen aus Burma und alle anderen sechs
Milliarden Menschen – unter anderem das Recht auf Rede-,
Religions- und Organisationsfreiheit und auf ein faires
Gerichtsverfahren, und all diese zivilen und politischen
Rechte lassen sich zusammenfassen unter das übergreifende
Recht, frei zu sein. Dieses Recht steht über der Souveränität,
welche aufgrund einer Tradition gewährt wird, welche auf
einem System internationaler Verträge, nicht jedoch auf
natürlichem Recht beruht. Freiheit ist im Gegensatz dazu
nicht etwas, was einem von anderen zu gewähren ist. Es ist
ein Recht, das jedem Menschen zusteht. Es kann einem Volke
nur durch Waffengewalt, durch Macht genommen und verweigert
werden.
Zu
vielen Intellektuellen reicht es jedoch nicht aus, darauf
hinzuweisen, daß ein Volk das Recht haben müsse, frei zu
sein. Man hält dagegen und argumentiert, daß Freiheit zwar
wünschenswert sei, daß die Menschen aber zuerst gleich gemacht
werden müßten, daß man ihnen Nahrung, Arbeit und Gesundheitsversorgung
geben müsse. Freiheit darf nicht reduziert werden auf ein
Mittel für gute Zwecke, wie etwa öffentliche Wohlfahrt,
Wohlstand, Frieden, ethnische Einheit oder nationale Ehre.
Es gibt Teilzeit-Intellektuelle, die solche Rechtfertigungen
erfinden, um den Menschen die Freiheit zu versagen. Manchmal
sind sie so überzeugend, daß selbst vernünftige Leute deren
verschlungene Argumente akzeptieren. Soll ich zum Beispiel
die Werke von Marx und Lenin erwähnen, welche die “wissenschaftlichen”
Entschuldigungen für die Tyrannei solcher Banditen wie Stalin,
Mao und Pol Pot geliefert haben? Es gab sogar viele nunmehr
vergessene oder jetzt entschuldigte Intellektuelle und andere
einflußreiche Figuren, welche vor dem Zweiten Weltkrieg
die ökonomische Effizienz und die Fortschrittlichkeit von
Hitler und Mussolini priesen. Und man sollte nicht die große
Anzahl westlicher Intellektueller, Akademiker und Studenten
ignorieren, die sich in Mao Tse-Tung verliebten, und von
denen einige sogar das Rote Buch mit Mao-Zitaten mit sich
herumtrugen, während dieser absolute, tyrannische Diktator
des kommunistischen Chinas Millionen Menschen ermordete,
durch seine Politik die größte Hungersnot der Welt verursachte
und einen Bürgerkrieg – die Kulturrevolution – vom Zaune
brechen ließ, der Millionen weiterer Menschen das Leben
kostete.
In
den Augen vieler mitfühlender Menschen besaßen solche Intellektuelle,
die behaupteten, daß die Freiheit zugunsten eines besseren
Lebens geopfert werden müsse, die besten Argumente und die
moralische Oberhoheit. Diese Intellektuellen haben versucht
zu zeigen, daß Freiheit Gier, barbarischen Wettbewerb, Ineffizienz,
Ungleichheit, moralischen Verfall, die Schwächung der ethnischen
oder rassischen Identität und dergleichen mit sich bringe.
Trotz der internationalen Bescheinigung durch die Vereinten
Nationen, daß Freiheit ein Menschenrecht ist, und trotz
Verträgen und Abkommen zwischen den Nationen fühlen sich
diejenigen, welche die Freiheit verteidigen, oft schuldig,
als ob sie es irgendwie an Sympathie für die Armen und Unterdrückten
vermissen ließen. Zum Beispiel haben Sie vielleicht in Bezug
auf die barbarische kommunistische Herrschaft Castros über
das kubanische Volk sagen hören: “Schließlich haben die
Kubaner eine kostenlose medizinische Versorgung, ein gutes
Erziehungssystem und das Recht auf Arbeit.” Da macht es
nichts, daß Castro verantwortlich ist für den Mord an Zehntausenden
von Kubanern, für Folter und Prügel vieler anderer, die
Inhaftierung einer großen Zahl von Leuten, die lediglich
dagegen protestierten, dass sie zu wenig Rechte haben.
Sich
angesichts solcher Rechtfertigungen in Bezug auf Freiheit
defensiv zu verhalten, ist moralisch verfehlt. Kein moralischer
Code oder ziviles Gesetz erlaubt es, daß ein Bandenchef
und seine Anhänger andere Menschen morden, foltern und unterdrücken
dürfen, auch wenn sie dadurch in der Lage sind, deren Familien
ein gutes Leben zu bieten. Doch selbst wenn man akzeptiert,
daß ein Herrscher unter dem Deckmantel einer staatlichen
Autorität sein Volk ermorden und unterdrücken darf, damit
es ihm besser geht, dann liegt die Beweislast immer noch
bei denen, die behaupten, daß es dem Volk genau deswegen
besser gehe.
Und
es gibt keinen solchen Beweis. Ganz im Gegenteil: Im zwanzigsten
Jahrhundert hatten wir die kostspieligsten und ausgedehntesten
Versuche für solche Behauptungen, mit Milliarden daran beteiligten
Menschen. Die Nazis, die italienischen Faschisten unter
Mussolini, die japanischen Militaristen, die chinesischen
Nationalisten unter Chiang Kai-Shek haben die faschistischen
Versprechungen eines besseren Lebens getestet. Ganz ähnlich
haben Lenin, Stalin, Mao und Pol Pot die utopischen Versprechungen
des Kommunismus getestet, um nur die hervorstechendsten
kommunistischen Experimente zu nennen; Und auch Burma, der
Irak, Syrien und andere haben den Staatssozialismus ausführlich
probiert. All diese gewaltigen sozialen Experimente sind
gescheitert, absolut und elendig, und sie sind gescheitert
auf Kosten vieler Menschen, was globale gesellschaftliche
Umbrüche, die Vertreibung von Millionen, die Verarmung von
Milliarden, der Tod von mehreren zehn Millionen Menschen
durch Hunger, extreme innere Gewalt und absolut zerstörerische
Kriege impliziert, ganz zu schweigen von den mehreren zehn
Millionen direkt Ermordeten. Diese mit Gewalt durchgeführten
gesellschaftlichen Experimente auf Kosten von Milliarden
Menschen haben eine gewaltige Nation von Toten produziert,
welche, bildete sie ein unabhängiges Land, zu den zehn bevölkerungsreichsten
Völkern der Welt zählen würde.
In
scharfem Kontrast dazu stehen die Argumente für die Freiheit,
welche, wie ich in vorangegangenen Kapiteln gezeigt habe,
nicht nur ein Recht ist, sondern für sich selbst ein
höchstes moralisches Gut darstellt. Allein schon durch
die Tatsache, daß die Freiheit eines Volkes für alle ein
besseres Leben schafft, wie in Tabelle 8.1 und im
Anhang gezeigt. Wie
gezeigt wurde, schafft ein freies Volk eine wohlhabende
und prosperierende Gesellschaft. Wenn Menschen frei
sind, ihren eigenen Geschäften nachzugehen, dann stellen
sie ihre Erfindungsgabe und Kreativität in den Dienst aller.
Sie suchen nach Wegen, um die Bedürfnisse und Wünsche der
anderen zu befriedigen. Die wirkliche Utopie liegt nicht
in einer vom Staat gesponserten Tyrannei, sondern im freien
Markt der Waren, Ideen und Dienstleistungen, deren Leitprinzip
es ist, daß Erfolg davon abhängt, daß man die Wünsche anderer
befriedigt. Wie in Kapitel 4 beschrieben,
wurde Bill Gates von Microsoft nicht ein Milliardär, indem
er das Geld von Menschen stahl, deren Besitztümer plünderte,
sie besteuerte und das Geld heimlich in die Schweiz brachte,
oder indem er öffentliche Mittel benutzte, um sich Anwesen
zu kaufen. Niemand mußte Gates’ Produkte kaufen oder
Geld in seine Firma investieren. Er wurde der reichste Mann
der Welt, indem er die Menschen mit Computer-Software versorgte,
welche die Menschen wollten und die deren Leben vereinfachte.
Menschen tun nur selten Dinge für andere, weil sie völlig
selbstlos sind – wir erklären jene seltenen Personen wie
Mutter Theresa zum Objekt unserer Bewunderung. Viel eher
handeln alle von uns aus Eigeninteresse, und es ist deswegen
besser, eine Gesellschaft zu schaffen, in welcher Eigeninteresse
zu einer gegenseitigen Verbesserung führt, als eine Gesellschaft,
in welcher eine kleine Klicke von Fanatikern ihr Eigeninteresse
auf Kosten des Lebens und des Wohlstands von anderen Menschen
ausübt.
Was
dieses moralische Gut der Freiheit noch mehr unterstreicht,
sind die Unabhängigkeit und die Anreize, die der Farmer
oder Bauer hat, um sein Land am besten zu nutzen, um Früchte
und Nahrung anzubauen, welche die Menschen zum Leben brauchen.
Das Ergebnis ist, daß in einem demokratischen freien Land
wie den Vereinigten Staaten die Bauern so viel Nahrung produzieren,
daß ein Überschuß entsteht, den dann der Staat kauft und
lagert und ihn als Hilfe an arme Länder gewährt. Zur gleichen
Zeit haben in vielen jener Ländern, in denen die Herrscher,
um eine utopische Zukunft zu errichten, den Bauern jegliche
Freiheiten versagen, wo sie diesen Bauern befehlen, was
sie wo und wie anbauen müssen und zu welchen Preisen sie
ihre Produkte verkaufen müssen, Hungersnöte mehrere zehn
Millionen Menschen dahingerafft. Die Liste dieser Hungersnöte
ist lang, muß aber die Sowjetunion, China, Äthiopien, Somalia,
Sudan, Kambodscha und Nordkorea mit einschließen. Es ist
kein Zufall, wie Tabelle 8.1 zeigt,
daß kein demokratisch freies Volk jemals eine Massenhungersnot
erleiden mußte.
Es
ist verblüffend, wie wenig bekannt dies ist. Es gibt jede
Menge von Hungerprojekten und Plänen, um die Lebensmittelhilfe
für die verhungernden Millionen zu erhöhen, und all dies
reicht auf kurze Sicht auch aus. Eine verhungernde Person
wird sterben, bevor die Menschen ihre Herrscher verjagen
oder sie ihre Politik reformieren lassen. Doch lediglich
die Verhungernden zu ernähren, ist heutzutage nicht genug.
Sie müssen auch morgen und danach noch ernährt werden. Doch
wenn man diese Menschen von den Befehlen ihrer Herrscher
bezüglich ihrer Anbauweise befreit, dann werden sie bald
in der Lage sein, sich selbst zu ernähren und andere obendrein.
Es gibt diesbezüglich eine Redensart: Gib einer verhungernden
Person einen Fisch zum Essen und du wirst ihn nur für einen
Tag ernähren; lehre ihn wie man fischt, und er wird sich
für immer selbst ernähren. Doch Unterricht allein ist nicht
gut, wenn eine Person nicht frei ist, ihr neues Wissen auch
anzuwenden: Ja, lehre ihn zu fischen, doch befördere auch
die Freiheit, die er zum Fischen braucht.
Doch
die unglaubliche ökonomische Produktivität und der Wohlstand,
der von einem freien Volk geschaffen wird, sowie dessen
Freiheit vor Hungersnöten sind nicht die einzigen und vielleicht
nicht einmal die wichtigsten moralischen Pluspunkte der
Freiheit. Wenn Menschen frei sind, bilden sie eine spontane
Gesellschaft, die charakteristischerweise eine innergesellschaftliche
politische Gewalt nachdrücklich verhindert, wie Tabelle 8.1 zeigt.
Freiheit reduziert in großem Maße die Möglichkeit von Revolutionen,
Bürgerkriegen, Rebellionen, Guerillakriegen, Putschen, gewalttätigen
Unruhen und so weiter. Die meiste Gewalt innerhalb von Nationen
geschieht dort, wo mit absoluter Macht ausgestattete Banditen
regieren. Es gibt da ein Kontinuum: Je mehr Macht die
Herrschenden haben und je unfreier ihr Volk ist, desto mehr
innere Gewalt wird dieses Volk erleiden.
Man
sollte berücksichtigen, daß überall in der Welt die Menschen
im wesentlichen gleich sind. Es ist nicht so, daß das Volk
irgendeiner Kultur, Zivilisation oder Nation von Natur aus
blutdürstiger, barbarischer, machthungriger oder gewalttätiger
ist als ein anderes. Was innerhalb einer Nation den Frieden
bringt, ist nicht der nationale Charakter, sondern gesellschaftliche
Bedingungen, welche Spannungen und Feindschaft zwischen
den Menschen verringern, die Konflikteinsätze verringern,
Interessen ausbalancieren und Verhandlungen, Toleranz und
Verständnis befördern. Das sind die Bedingungen, die durch
demokratische Freiheit geschaffen werden. Je freier ein
Volk ist, desto mehr verhindern solche Bedingungen innere
Gewalt. Sicherlich ist etwas, das die Menschen gegen
innere Gewalt schützt und das auf diese Weise menschliches
Leben rettet, ein moralisches Gut. Und dieses Gut heißt
Freiheit.
Dann
gibt es den Massendemozid, die zerstörerischste aller Arten
der Gewalt in Bezug auf menschliches Leben. Außer im Falle
des Nazi-Holocausts an den europäischen Juden wissen nur
wenige Menschen, wie mörderisch die Diktatoren dieser Welt
waren und sein können. So gut wie unbekannt ist die Tatsache,
dass die Anzahl nicht-jüdischer Polen, Russen, Ukrainer,
Jugoslawen, Franzosen, Deutscher und anderer, die von Hitler
ermordet wurden, die Zahl der ermordeten Juden um das zwei-
oder dreifache übersteigt. Dann gibt es die schockierende
Zahl von mehreren zehn Millionen Ermordeten durch Stalin
und Mao sowie von weiteren Millionen, die durch Pol Pot,
Ho Chi Minh, Kim Il Sung und Konsorten ausgelöscht wurden.
Selbst wenn man die Ausländer wegläßt, die während eines
Krieges am ehesten Gefahr laufen ermordet zu werden, dann
haben solche Verbrecher zwischen 1900 und 1987 ungefähr
123 Millionen ihrer eigenen Volksangehörigen umgebracht.
Wenn man die Ausländer, die von ihnen ermordet wurden, dazunimmt,
dann steigt die Zahl auf unglaubliche fast 170 Millionen.
Zu dieser unfaßbaren Zahl kommen seit 1987 noch die wahrscheinlich
eine Million Menschen, die von den Hutu-Herrschern in Ruanda
innerhalb von vier Monaten erschlagen wurden. Selbst jetzt
gehen diese Massenmorde immer noch weiter in Burma, Sudan,
Afghanistan, Nordkorea, Ruanda, Burundi, Zaire, Sierra Leone,
Liberia und im Kongo, um nur die augenfälligsten Beispiele
zu nennen.
Es
sollte daher klar sein, warum ich die Herrscher solcher
mörderischer Regime als Verbrecher bezeichne. Ich bin kein
Diplomat oder Staatsbeamter und muss mich nicht um die delikaten
Sensibilitäten solcher Herrscher kümmern. Ich kann den Mächtigen
die Wahrheit sagen und Verbrecher als die Verbrecher bezeichnen,
die sie nun mal sind. Wie durch dieses Buch und diese Website
klar sein sollte, ermorden sie Menschen oft anhand sorgfältig
ausgedachter Pläne, sie errichten für diese Zwecke eine
eigene Bürokratie, sie bilden Leute dafür aus, und dann
geben sie den Befehl zum Morden. Manchmal ermorden sie Menschen
wegen ihrer Rasse, Ethnizität oder Religion, wegen politischer
Aktivitäten, Überzeugungen oder Worten ihrer Eltern oder
anderer Verwandter, oder weil der richtige Enthusiasmus
für die glorreichen Herrscher fehlt. Manchmal setzen sie
eine zu erfüllende Mordquote fest oder töten Menschen wahllos,
um ein Exempel zu statuieren. Während wir ungefähr abschätzen
können, wieviele Menschen diese Verbrecher ermordet haben,
können wir nicht einmal ahnen, wieviel Herzeleid und Elend
diese Todesfälle für deren Lieben bedeuteten, und wieviele
dieser trauernden Überlebenden an gebrochenem Herzen starben
oder Selbstmord begingen.
Darüber
hinaus drückt der Begriff Mord kaum das volle Gewicht des
Schmerzes und des Leidens der Opfer aus. Einige Glückliche
starben schnell durch einen Schuß in den Hinterkopf oder
wurden enthauptet. Die meisten starben ganz elendig, unter
Schmerzen durch Folter oder Schläge, durch Ertrinken, lebendig
Begraben- oder Verbranntwerden oder unter Todesschmerzen
durch Verwundungen. Viele starben durch absichtsvoll organisiertes
Verhungern, Verdursten, durch Aussetzung oder Krankheit.
Einigen starben auf grauenhafte Weise durch wiederholte
medizinische Experimente. Wir verfügen über keinen Index
des Schmerzes oder des Elends, um all dies messen zu können,
abgesehen vom unglaublichen Stapel an Leichen, den diese
Verbrecher in fast einem Jahrhundert aufgehäuft haben. Wir
müssen annehmen, daß ein Halbschatten aus Schmerz und Elend,
aus zerstörter Liebe und Hoffnung und gestohlener Zukunft
jeden dieser Millionen von Leichen umgibt.
Was
in Bezug auf Freiheit und interne Gewalt richtig ist, gilt
auch für diesen Massendemozid. Wie klar aus Tabelle 8.1 hervorgeht:
Je mehr Freiheit Menschen haben, desto unwahrscheinlicher
ist es, daß sie durch ihre Herrscher ermordet werden. Je
mehr Macht diese Verbrecher haben, desto wahrscheinlicher
werden sie ihre Untertanen ermorden. Könnte es eine größeres
moralische Wohltat geben als solchen Massenmord zu beenden
oder zu minimieren? Genau dies leistet Freiheit und deswegen
ist sie, um es mit Nachdruck zu sagen, ein moralisches Gut.
Es
gibt noch mehr zu sagen über den Wert der Freiheit. Während
wir nun wissen, daß die herrschenden Verbrecher der Welt
um ein Vielfaches mehr ihrer eigenen Untertanen ermorden
als diese durch Kriege sterben, ist es doch der Krieg, auf
den Moralisten und Pazifisten für gewöhnlich ihren Haß und
ihre Energien richten, um ihn zu beenden oder abzumildern.
Diese einseitige Konzentration ist verständlich angesichts
des Horrors und der menschlichen Kosten und der vitalen
politischen Bedeutung des Kriegs. Doch es sollte nunmehr
klar sein, daß Krieg ein Symptom ist für die Verweigerung
von Freiheit und daß Freiheit das Heilmittel ist. Drei Punkte
aus Kapitel 7 lohnen sich,
wiederholt zu werden:
Erstens:
Demokratisch freie Völker führen keinen Krieg gegeneinander.
Dies ist so bedeutsam, daß einige Wissenschaftler diese
historische Tatsache zum Thema ganzer Bücher gemacht haben,
wie etwa Grasping The Democratic Peace von Bruce Russett, Democracy and International Conflict
von James Lee Ray und Never At War von Spencer R.
Weart. Es gibt eine sehr gute Erklärung dafür, warum Demokratien
keinen Krieg gegeneinander führen, und es ist die gleiche
Erklärung wie für die Frage, warum es in Demokratien bei
weitem die geringste innere Gewalt und den geringsten Demozid
gibt. Die verschiedenen Gruppen, übernationalen Beziehungen,
gesellschaftlichen Bindungen und gemeinsamen Werte der demokratischen
Völker schmieden diese zusammen; und gemeinsame liberale
Werte bringen sie zu friedlichen gegenseitigen Verhandlungen
und Kompromissen. Es ist, als ob die Menschen demokratischer
Nationen eine einzige Gesellschaft seien. Die Wahrheit,
daß Demokratien keinen Krieg gegeneinander führen, zeigt
uns einen Weg, Krieg aus der Welt zu verbannen: Die Globalisierung
demokratischer Freiheit.
Diese
Lösung liegt jedoch weit in der Zukunft. Sie kann nur wirken,
wenn fast alle Nationen demokratisiert sind. Daher der zweite
Punkt: Je weniger frei die Menschen irgendwelcher zweier
Nationen sind, desto blutiger und zerstörerischer sind die
Kriege zwischen ihnen; je größer ihre Freiheit ist, desto
weniger solcher Kriege gibt es.
Und
drittens, wie in Tabelle
8.1 gezeigt: Je mehr Freiheit ein Volk oder eine Nation
hat, desto weniger blutig und zerstörerisch sind deren Kriege.
Das
bedeutet, daß wir nicht darauf warten müssen, bis alle oder
fast alle Nationen liberale Demokratien geworden sind, um
die Heftigkeit von Kriegen zu reduzieren. Wenn wir die Freiheit
befördern, wenn die Menschen von immer mehr Nationen mehr
Menschenrechte und politische Freiheiten erlangen, wenn
die völlig unfreien Menschen zum Teil frei werden, dann
werden wir den Blutzoll der Kriege in der Welt reduzieren.
Kurz gesagt: Durch ein Ansteigen der Freiheit in der Welt
sinkt die Zahl der Toten in Kriegen. Sicherlich ist alles,
was die Geißel des Krieges in unserer Geschichte reduziert
und sie schließlich beendet, ohne dabei ein noch größeres
Übel zu schaffen, notwendigerweise ein moralisches Gut.
Und dieses Gut ist die Freiheit.
Die
diesbezüglichen Implikationen für Außenpolitik und internationalen
Aktivismus sind tiefgreifend. Da Frieden, nationale Sicherheit
und nationaler Wohlstand die höchsten Anliegen der Außenpolitik
einer demokratischen Nation sind, sollte das überragende
Ziel klar die friedliche Beförderung der Menschenrechte
und der demokratischen Freiheit sein. Diese sollte das Endziel
von internationalen Verhandlungen, Verträgen, ausländischer
Hilfe und militärischer Aktionen (soweit diese aus humanitären
Gründen notwendig sind, wie im Kosovo oder in Bosnien) sein.
Was die Verteidigungspolitik angeht, basiert militärische
Planung auf Einschätzungen der Ziele und Fähigkeiten. Klar
ist, daß je weniger ein Volk oder eine Nation frei ist,
wir desto mehr auf die Absichten ihrer Herrscher achten
müssen. Mit anderen Worten: Es sind nicht die Demokratien
dieser Welt, gegen die wir uns verteidigen müssen.
Denken
wir überdies daran, was die friedensschaffende Kraft der
Freiheit für Nuklearwaffen bedeutet. Viele Menschen sind
zurecht besorgt über die ultimative Gefahr für die Menschheit
– einen Atomkrieg. Sie protestieren und demonstrieren gegen
Nuklearwaffen. Einige übertreten die Grenze zu illegalen
Aktivitäten wie das Zerstören militärischen Eigentums und
riskieren Gefängnis, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf
die Gefahr solcher Waffen zu lenken. Wenn diese engagierten
Menschen nur halb so viel Aufwand betreiben würden, um Freiheit
und Menschenrechte für die Menschen in den mächtigsten Diktaturen
zu befördern, die solche Waffen haben oder bald haben werden
– zum Beispiel China, Nordkorea, Irak und Iran – dann würden
sie an den eigentlichen Grund für die Gefahr eines Atomangriffs
rühren.
Die
Macht der Freiheit, Krieg zu beenden, Gewalt zwischen Nationen
zu minimieren und Genozid und Massenmord auszumerzen, erscheint
fast als etwas Geheimnisvolles. Es ist so, als ob wir ein
auf einem einzigen Wirkstoff basierendes Mittel gegen Krebs
hätten. Hätte ich nicht vieles an Forschung selbst geleistet,
von welcher die neuesten Ergebnisse auf dieser Webseite
gezeigt werden, dann hätte ich all dies bezweifelt. Doch
meine Arbeit und die anderer Sozialwissenschaftler und Gelehrter
haben den Beweis geliefert, daß es wahr ist.
Unser
Wissen über die friedensschaffenden und friedensstiftenden
Wirkungen der Freiheit gibt uns nun eine gewaltlose Methode,
eine gewaltlose Welt zu schaffen. Wie nun klar sein dürfte,
ist demokratische Freiheit eine Methode der Gewaltlosigkeit.
Menschenrechte und Demokratie zu fördern, zu verbreiten
und voranzutreiben ist der Weg, um Gewaltlosigkeit zu fördern,
zu verbreiten und voranzutreiben. Befürworter der Gewaltlosigkeit
haben viele friedliche Taktiken ausgearbeitet, um gegen
Diktatoren zu opponieren, wie etwa Sitzstreiks, Generalstreiks,
Massendemonstrationen, Steuerverweigerung, Untergrundzeitungen,
Sabotage durch exzessive Befolgung der Regeln und dergleichen.
Im allgemeinen jedoch funktioniert Gewaltlosigkeit am besten
in einem freien Volk, und die Freiheit selbst befördert
eine gewaltlose Lösung aller Probleme und Konflikte.
Zusammenfassend
gesagt haben wir also eine wundersame menschliche Freiheit
als moralische Kraft für die Guten zur Verfügung. Sie
erzeugt soziale Gerechtigkeit, Wohlstand und Prosperität,
sie minimiert Gewalt, rettet menschliches Leben und ist
eine Lösung gegen Krieg. Kurzum, sie schafft menschliche
Sicherheit. Und was darüber hinaus am wichtigsten ist: Man
sollte nicht nur frei sein, weil es gut für einen ist. Man
sollte frei sein, weil man als menschliches Wesen ein Recht
darauf hat.
Im
Gegensatz zur Freiheit steht die Macht, ihr Antonym. Während
Freiheit ein Recht ist, ist die Macht zum Regieren ein Privileg,
das ein Volk jenen gewährt, welche es wählt, und für deren
Gebrauch das Volk sie verantwortlich machen kann. Allzu
oft jedoch ergreifen Verbrecher die Kontrolle über ein Volk
vermittels ihrer Gewehre und nutzen diese, um ihre Macht
total und absolut zu machen. Während die Freiheit Wohlstand
und Prosperität erzeugt, kann solch eine absolute Macht
Armut und Hunger verursachen. Während Freiheit innere Gewalt
minimiert, Genozid und Massenmord eliminiert und das Problem
des Krieges löst, entfesselt solch absolute Macht innere
Gewalt, ermordet Millionen und produziert die blutigsten
Kriege. Kurzum: Macht tötet, absolute Macht tötet absolut.
Um
dieses ganze Buch nun zusammenzufassen: Wozu Freiheit?
Weil
sie Ihr Recht ist. Und weil sie ein moralisches Gut ist
– sie befördert Wohlstand und Prosperität, soziale Gerechtigkeit
und Gewaltlosigkeit und bewahrt menschliches Leben.
ANMERKUNGEN:
* Für diese Website geschrieben. Ich bin Judson Knight zu Dank verpflichtet
für sein sorgfältiges Gegenlesen und seine hilfreichen Kommentare
zum Entwurf dieses Kapitels.