Leben retten


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Über Rudolph Rummel

Interview mit Rudolph Rummel

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Übersetzte Texte:

a) Bücher:

Macht tötet, Kapitel 1

Tod durch Staat, Kapitel 1

Tod durch Staat, Kapitel 2

Leben retten, Kapitel 1

Leben retten, Kapitel 8

b) Artikel:

Genozid

Demokratische Friedensuhr

Demozid und Krieg ausmerzen

Demozid nach dem 2.Weltkrieg

 

 

Originaltitel des Buchs:
R.J. Rummel: Saving Lives, Enriching Life: Freedom as a Right And a Moral Good
(2001)

Kapitel 8: Freiheit ist ein Recht und schafft menschliche Sicherheit *

Wir haben Macht mit Größe gleichgesetzt, Gauner mit Staatsmännern und Propaganda mit Resultaten; wir haben zugelassen, daß moralischer und kultureller Relativismus unsere Empörung zum Schweigen bringt, während wir die moralische Oberhoheit den utopistischen Träumern überließen; wir haben uns geweigert, das Böse als das Böse zu erkennen; und wir haben die katastrophalen menschlichen Kosten solcher Verwirrungen ignoriert.

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Die beste Art, dieses Buch zusammenzufassen, ist ein Verweis auf Tabelle 8.1. Oben in Tabelle 8.1a kann man klar sehen, welchen Unterscheid Freiheit in Bezug auf Wohlstand und Prosperität eines Volkes ausmacht. Je größer die Freiheit eines Volkes  ist, desto größer ist seine Kaufkraft im Vergleich zu anderen Nationen, desto geringer ist seine Armut, und desto größer sind die Entfaltungsmöglichkeiten der Menschen. Kurzum: Freiheit ist der Weg zu wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicherheit für die Menschen.

Es gibt mehr, was die Sicherheit der Menschen ausmacht, als Wohlstand und Prosperität. Es gibt auch die Sicherheit zu wissen, daß das eigene und das Leben der Lieben sicher ist vor tödlicher Repression, Genozid, Massenmord und todbringenden Hungersnöten. Hier könnte Tabelle 8.1.b innerhalb von Tabelle 8.1 nicht aufschlußreicher sein: Je mehr Freiheit ein Volk hat, desto weniger Todesfälle gibt es infolge von Hungersnot, Genozid und Massenmord sowie durch Krieg mit einem anderen Land und durch Bürgerkrieg. Im Anhang dieses Buch werden diese und verwandte Statistiken über verschiedene Kriege überprüft, und es stellte sich heraus, daß Freiheit in der Tat der entscheidende Faktor für eine größere Sicherheit der Menschen darstellt. Auf der Grundlage dieser wissenschaftlichen Analysen kann ich mit ziemlicher Zuversicht versichern, daß Freiheit in der Tat genau das ist, als was es in Tabelle 8.1 erscheint und was ich in den vorangegangenen Kapiteln behauptet habe, nämlich daß die Freiheit eines Volkes die Ursache für größeren Wohlstand und Prosperität, für menschlichen Fortschritt und die Sicherheit vor Gewalt ist.

Doch so wichtig die Statistiken in diesen Tabellen und im Anhang auch sind – es bleiben lediglich Statistiken, welche nicht das reine Elend, den Schmerz und die Schrecken der Unfreien vor Augen führen. Sie widerspiegeln eine elende und blutige Hölle: Milliarden von Menschen sind Opfer von absoluter Not, Aussetzung, Hunger, Krankheit, Folter, Schlägen, Zwangsarbeit, Genozid, Massenmord, Hinrichtungen, Deportationen, politischer Gewalt und Krieg. Diese Milliarden leben in Angst um ihr Leben und um das Leben ihrer Lieben. Sie verfügen über keine Menschenrechte und Freiheiten. Diese bedauernswerten Menschen sind lediglich Figuren auf dem Spielfeld bewaffneter Gangster und Banden, die ihre Nationen unterdrücken, vergewaltigen, ausplündern, ausbeuten und ermorden. Wir verbergen die Identität dieser Banden – wir sanktionieren sie – mit dem wohlwollenden Konzept „Staat“, wie etwa im Falle des „Staats“ der Roten Khmer in Kambodscha, der Sowjetunion Stalins und Hitlerdeutschlands.

Die Banden, welche diese sogenannten Staaten kontrollieren, unterdrücken ganze Nationen unter dem Schutze des internationalen Rechts. Sie sind wie eine Bande, die eine Gruppe von Wanderern gefangen nimmt und dann mit ihnen tut, was sie will, sie ausraubt, foltert und einige von ihnen ermordet, weil die Bandenmitglieder sie nicht mögen oder sie „ungehorsam“ sind, und andere vergewaltigt. Dennoch „regieren“ sie durch das Recht der Souveränität: Die Gemeinschaft der Nationen räumt ihnen explizit durch internationales Gesetz das Recht ein, eine Nation zu regieren, wenn sie zeigen, dass sie die nationale Regierung effektiv kontrollieren, und dieses Recht bringt die Aussicht mit sich, daß andere Nationen sich nicht in deren inneren Angelegenheiten einmischen. Durch internationales Recht wird nun anerkannt, daß wenn diese Banden bis zum Äußersten gehen, wie etwa massive ethnische Säuberungen oder Genozid, die internationale Gemeinschaft dann das Gegenrecht hat, sie zu stoppen. Doch steckt dieses internationale Recht erst in der Entwicklungsphase, und wie wir bei den aktuellen Beispielen Sudan, Burma, Nordkorea, Ruanda, Saudi-Arabien und China sahen – man könnte neben anderen auch Kuba, Pakistan, Iran, Irak und Syrien mit einschließen – haben diese Banden weitestgehend immer noch leichtes Spiel mit ihren Opfern.

Dies ist empörend. Wie ich in Kapitel 2 darlegte, haben Bürger aller Länder – ein chinesischer Bauer, ein sudanesischer Schwarzer, eine saudi-arabische Frau oder ein Angehöriger der Karen aus Burma und alle anderen sechs Milliarden Menschen – unter anderem das Recht auf Rede-, Religions- und Organisationsfreiheit und auf ein faires Gerichtsverfahren, und all diese zivilen und politischen Rechte lassen sich zusammenfassen unter das übergreifende Recht, frei zu sein. Dieses Recht steht über der Souveränität, welche aufgrund einer Tradition gewährt wird, welche auf einem System internationaler Verträge, nicht jedoch auf natürlichem Recht beruht. Freiheit ist im Gegensatz dazu nicht etwas, was einem von anderen zu gewähren ist. Es ist ein Recht, das jedem Menschen zusteht. Es kann einem Volke nur durch Waffengewalt, durch Macht genommen und verweigert werden.

Zu vielen Intellektuellen reicht es jedoch nicht aus, darauf hinzuweisen, daß ein Volk das Recht haben müsse, frei zu sein. Man hält dagegen und argumentiert, daß Freiheit zwar wünschenswert sei, daß die Menschen aber zuerst gleich gemacht werden müßten, daß man ihnen Nahrung, Arbeit und Gesundheitsversorgung geben müsse. Freiheit darf nicht reduziert werden auf ein Mittel für gute Zwecke, wie etwa öffentliche Wohlfahrt, Wohlstand, Frieden, ethnische Einheit oder nationale Ehre. Es gibt Teilzeit-Intellektuelle, die solche Rechtfertigungen erfinden, um den Menschen die Freiheit zu versagen. Manchmal sind sie so überzeugend, daß selbst vernünftige Leute deren verschlungene Argumente akzeptieren. Soll ich zum Beispiel die Werke von Marx und Lenin erwähnen, welche die “wissenschaftlichen” Entschuldigungen für die Tyrannei solcher Banditen wie Stalin, Mao und Pol Pot geliefert haben? Es gab sogar viele nunmehr vergessene oder jetzt entschuldigte Intellektuelle und andere einflußreiche Figuren, welche vor dem Zweiten Weltkrieg die ökonomische Effizienz und die Fortschrittlichkeit von Hitler und Mussolini priesen. Und man sollte nicht die große Anzahl westlicher Intellektueller, Akademiker und Studenten ignorieren, die sich in Mao Tse-Tung verliebten, und von denen einige sogar das Rote Buch mit Mao-Zitaten mit sich herumtrugen, während dieser absolute, tyrannische Diktator des kommunistischen Chinas Millionen Menschen ermordete, durch seine Politik die größte Hungersnot der Welt verursachte und einen Bürgerkrieg – die Kulturrevolution – vom Zaune brechen ließ, der Millionen weiterer Menschen das Leben kostete.

In den Augen vieler mitfühlender Menschen besaßen solche Intellektuelle, die behaupteten, daß die Freiheit zugunsten eines besseren Lebens geopfert werden müsse, die besten Argumente und die moralische Oberhoheit. Diese Intellektuellen haben versucht zu zeigen, daß Freiheit Gier, barbarischen Wettbewerb, Ineffizienz, Ungleichheit, moralischen Verfall, die Schwächung der ethnischen oder rassischen Identität und dergleichen mit sich bringe. Trotz der internationalen Bescheinigung durch die Vereinten Nationen, daß Freiheit ein Menschenrecht ist, und trotz Verträgen und Abkommen zwischen den Nationen fühlen sich diejenigen, welche die Freiheit verteidigen, oft schuldig, als ob sie es irgendwie an Sympathie für die Armen und Unterdrückten vermissen ließen. Zum Beispiel haben Sie vielleicht in Bezug auf die barbarische kommunistische Herrschaft Castros über das kubanische Volk sagen hören: “Schließlich haben die Kubaner eine kostenlose medizinische Versorgung, ein gutes Erziehungssystem und das Recht auf Arbeit.” Da macht es nichts, daß Castro verantwortlich ist für den Mord an Zehntausenden von Kubanern, für Folter und Prügel vieler anderer, die Inhaftierung einer großen Zahl von Leuten, die lediglich dagegen protestierten, dass sie zu wenig  Rechte haben.

Sich angesichts solcher Rechtfertigungen in Bezug auf Freiheit defensiv zu verhalten, ist moralisch verfehlt. Kein moralischer Code oder ziviles Gesetz erlaubt es, daß ein Bandenchef und seine Anhänger andere Menschen morden, foltern und unterdrücken dürfen, auch wenn sie dadurch in der Lage sind, deren Familien ein gutes Leben zu bieten. Doch selbst wenn man akzeptiert, daß ein Herrscher unter dem Deckmantel einer staatlichen Autorität sein Volk ermorden und unterdrücken darf, damit es ihm besser geht, dann liegt die Beweislast immer noch bei denen, die behaupten, daß es dem Volk genau deswegen besser gehe.

Und es gibt keinen solchen Beweis. Ganz im Gegenteil: Im zwanzigsten Jahrhundert hatten wir die kostspieligsten und ausgedehntesten Versuche für solche Behauptungen, mit Milliarden daran beteiligten Menschen. Die Nazis, die italienischen Faschisten unter Mussolini, die japanischen Militaristen, die chinesischen Nationalisten unter Chiang Kai-Shek haben die faschistischen Versprechungen eines besseren Lebens getestet. Ganz ähnlich haben Lenin, Stalin, Mao und Pol Pot die utopischen Versprechungen des Kommunismus getestet, um nur die hervorstechendsten kommunistischen Experimente zu nennen; Und auch Burma, der Irak, Syrien und andere haben den Staatssozialismus ausführlich probiert. All diese gewaltigen sozialen Experimente sind gescheitert, absolut und elendig, und sie sind gescheitert auf Kosten vieler Menschen, was globale gesellschaftliche Umbrüche, die Vertreibung von Millionen, die Verarmung von Milliarden, der Tod von mehreren zehn Millionen Menschen durch Hunger, extreme innere Gewalt und absolut zerstörerische Kriege impliziert, ganz zu schweigen von den mehreren zehn Millionen direkt Ermordeten. Diese mit Gewalt durchgeführten gesellschaftlichen Experimente auf Kosten von Milliarden Menschen haben eine gewaltige Nation von Toten produziert, welche, bildete sie ein unabhängiges Land, zu den zehn bevölkerungsreichsten Völkern der Welt zählen würde.

In scharfem Kontrast dazu stehen die Argumente für die Freiheit, welche, wie ich in vorangegangenen Kapiteln gezeigt habe, nicht nur ein Recht ist, sondern für sich selbst ein höchstes moralisches Gut darstellt. Allein schon durch die Tatsache, daß die Freiheit eines Volkes für alle ein besseres Leben schafft, wie in Tabelle 8.1 und im Anhang gezeigt. Wie gezeigt wurde, schafft ein freies Volk eine wohlhabende und prosperierende Gesellschaft. Wenn Menschen frei sind, ihren eigenen Geschäften nachzugehen, dann stellen sie ihre Erfindungsgabe und Kreativität in den Dienst aller. Sie suchen nach Wegen, um die Bedürfnisse und Wünsche der anderen zu befriedigen. Die wirkliche Utopie liegt nicht in einer vom Staat gesponserten Tyrannei, sondern im freien Markt der Waren, Ideen und Dienstleistungen, deren Leitprinzip es ist, daß Erfolg davon abhängt, daß man die Wünsche anderer befriedigt. Wie in Kapitel 4 beschrieben, wurde Bill Gates von Microsoft nicht ein Milliardär, indem er das Geld von Menschen stahl, deren Besitztümer plünderte, sie besteuerte und das Geld heimlich in die Schweiz brachte, oder indem er öffentliche Mittel benutzte, um sich Anwesen zu kaufen. Niemand mußte Gates’ Produkte kaufen oder Geld in seine Firma investieren. Er wurde der reichste Mann der Welt, indem er die Menschen mit Computer-Software versorgte, welche die Menschen wollten und die deren Leben vereinfachte. Menschen tun nur selten Dinge für andere, weil sie völlig selbstlos sind – wir erklären jene seltenen Personen wie Mutter Theresa zum Objekt unserer Bewunderung. Viel eher handeln alle von uns aus Eigeninteresse, und es ist deswegen besser, eine Gesellschaft zu schaffen, in welcher Eigeninteresse zu einer gegenseitigen Verbesserung führt, als eine Gesellschaft, in welcher eine kleine Klicke von Fanatikern ihr Eigeninteresse auf Kosten des Lebens und des Wohlstands von anderen Menschen ausübt.

Was dieses moralische Gut der Freiheit noch mehr unterstreicht, sind die Unabhängigkeit und die Anreize, die der Farmer oder Bauer hat, um sein Land am besten zu nutzen, um Früchte und Nahrung anzubauen, welche die Menschen zum Leben brauchen. Das Ergebnis ist, daß in einem demokratischen freien Land wie den Vereinigten Staaten die Bauern so viel Nahrung produzieren, daß ein Überschuß entsteht, den dann der Staat kauft und lagert und ihn als Hilfe an arme Länder gewährt. Zur gleichen Zeit haben in vielen jener Ländern, in denen die Herrscher, um eine utopische Zukunft zu errichten, den Bauern jegliche Freiheiten versagen, wo sie diesen Bauern befehlen, was sie wo und wie anbauen müssen und zu welchen Preisen sie ihre Produkte verkaufen müssen, Hungersnöte mehrere zehn Millionen Menschen dahingerafft. Die Liste dieser Hungersnöte ist lang, muß aber die Sowjetunion, China, Äthiopien, Somalia, Sudan, Kambodscha und Nordkorea mit einschließen. Es ist kein Zufall, wie Tabelle 8.1 zeigt, daß kein demokratisch freies Volk jemals eine Massenhungersnot erleiden mußte.

Es ist verblüffend, wie wenig bekannt dies ist. Es gibt jede Menge von Hungerprojekten und Plänen, um die Lebensmittelhilfe für die verhungernden Millionen zu erhöhen, und all dies reicht auf kurze Sicht auch aus. Eine verhungernde Person wird sterben, bevor die Menschen ihre Herrscher verjagen oder sie ihre Politik reformieren lassen. Doch lediglich die Verhungernden zu ernähren, ist heutzutage nicht genug. Sie müssen auch morgen und danach noch ernährt werden. Doch wenn man diese Menschen von den Befehlen ihrer Herrscher bezüglich ihrer Anbauweise befreit, dann werden sie bald in der Lage sein, sich selbst zu ernähren und andere obendrein. Es gibt diesbezüglich eine Redensart: Gib einer verhungernden Person einen Fisch zum Essen und du wirst ihn nur für einen Tag ernähren; lehre ihn wie man fischt, und er wird sich für immer selbst ernähren. Doch Unterricht allein ist nicht gut, wenn eine Person nicht frei ist, ihr neues Wissen auch anzuwenden: Ja, lehre ihn zu fischen, doch befördere auch die Freiheit, die er zum Fischen braucht.

Doch die unglaubliche ökonomische Produktivität und der Wohlstand, der von einem freien Volk geschaffen wird, sowie dessen Freiheit vor Hungersnöten sind nicht die einzigen und vielleicht nicht einmal die wichtigsten moralischen Pluspunkte der Freiheit. Wenn Menschen frei sind, bilden sie eine spontane Gesellschaft, die charakteristischerweise eine innergesellschaftliche politische Gewalt nachdrücklich verhindert, wie Tabelle 8.1 zeigt. Freiheit reduziert in großem Maße die Möglichkeit von Revolutionen, Bürgerkriegen, Rebellionen, Guerillakriegen, Putschen, gewalttätigen Unruhen und so weiter. Die meiste Gewalt innerhalb von Nationen geschieht dort, wo mit absoluter Macht ausgestattete Banditen regieren. Es gibt da ein Kontinuum: Je mehr Macht die Herrschenden haben und je unfreier ihr Volk ist, desto mehr innere Gewalt wird dieses Volk erleiden.

Man sollte berücksichtigen, daß überall in der Welt die Menschen im wesentlichen gleich sind. Es ist nicht so, daß das Volk irgendeiner Kultur, Zivilisation oder Nation von Natur aus blutdürstiger, barbarischer, machthungriger oder gewalttätiger ist als ein anderes. Was innerhalb einer Nation den Frieden bringt, ist nicht der nationale Charakter, sondern gesellschaftliche Bedingungen, welche Spannungen und Feindschaft zwischen den Menschen verringern, die Konflikteinsätze verringern, Interessen ausbalancieren und Verhandlungen, Toleranz und Verständnis befördern. Das sind die Bedingungen, die durch demokratische Freiheit geschaffen werden. Je freier ein Volk ist, desto mehr verhindern solche Bedingungen innere Gewalt. Sicherlich ist etwas, das die Menschen gegen innere Gewalt schützt und das auf diese Weise menschliches Leben rettet, ein moralisches Gut. Und dieses Gut heißt Freiheit.

Dann gibt es den Massendemozid, die zerstörerischste aller Arten der Gewalt in Bezug auf menschliches Leben. Außer im Falle des Nazi-Holocausts an den europäischen Juden wissen nur wenige Menschen, wie mörderisch die Diktatoren dieser Welt waren und sein können. So gut wie unbekannt ist die Tatsache, dass die Anzahl nicht-jüdischer Polen, Russen, Ukrainer, Jugoslawen, Franzosen, Deutscher und anderer, die von Hitler ermordet wurden, die Zahl der ermordeten Juden um das zwei- oder dreifache übersteigt. Dann gibt es die schockierende Zahl von mehreren zehn Millionen Ermordeten durch Stalin und Mao sowie von weiteren Millionen, die durch Pol Pot, Ho Chi Minh, Kim Il Sung und Konsorten ausgelöscht wurden. Selbst wenn man die Ausländer wegläßt, die während eines Krieges am ehesten Gefahr laufen ermordet zu werden, dann haben solche Verbrecher zwischen 1900 und 1987 ungefähr 123 Millionen ihrer eigenen Volksangehörigen umgebracht. Wenn man die Ausländer, die von ihnen ermordet wurden, dazunimmt, dann steigt die Zahl auf unglaubliche fast 170 Millionen. Zu dieser unfaßbaren Zahl kommen seit 1987 noch die wahrscheinlich eine Million Menschen, die von den Hutu-Herrschern in Ruanda innerhalb von vier Monaten erschlagen wurden. Selbst jetzt gehen diese Massenmorde immer noch weiter in Burma, Sudan, Afghanistan, Nordkorea, Ruanda, Burundi, Zaire, Sierra Leone, Liberia und im Kongo, um nur die augenfälligsten Beispiele zu nennen.

Es sollte daher klar sein, warum ich die Herrscher solcher mörderischer Regime als Verbrecher bezeichne. Ich bin kein Diplomat oder Staatsbeamter und muss mich nicht um die delikaten Sensibilitäten solcher Herrscher kümmern. Ich kann den Mächtigen die Wahrheit sagen und Verbrecher als die Verbrecher bezeichnen, die sie nun mal sind. Wie durch dieses Buch und diese Website klar sein sollte, ermorden sie Menschen oft anhand sorgfältig ausgedachter Pläne, sie errichten für diese Zwecke eine eigene Bürokratie, sie bilden Leute dafür aus, und dann geben sie den Befehl zum Morden. Manchmal ermorden sie Menschen wegen ihrer Rasse, Ethnizität oder Religion, wegen politischer Aktivitäten, Überzeugungen oder Worten ihrer Eltern oder anderer Verwandter, oder weil der richtige Enthusiasmus für die glorreichen Herrscher fehlt. Manchmal setzen sie eine zu erfüllende Mordquote fest oder töten Menschen wahllos, um ein Exempel zu statuieren. Während wir ungefähr abschätzen können, wieviele Menschen diese Verbrecher ermordet haben, können wir nicht einmal ahnen, wieviel Herzeleid und Elend diese Todesfälle für deren Lieben bedeuteten, und wieviele dieser trauernden Überlebenden an gebrochenem Herzen starben oder Selbstmord begingen.

Darüber hinaus drückt der Begriff Mord kaum das volle Gewicht des Schmerzes und des Leidens der Opfer aus. Einige Glückliche starben schnell durch einen Schuß in den Hinterkopf oder wurden enthauptet. Die meisten starben ganz elendig, unter Schmerzen durch Folter oder Schläge, durch Ertrinken, lebendig Begraben- oder Verbranntwerden oder unter Todesschmerzen durch Verwundungen. Viele starben durch absichtsvoll organisiertes Verhungern, Verdursten, durch Aussetzung oder Krankheit. Einigen starben auf grauenhafte Weise durch wiederholte medizinische Experimente. Wir verfügen über keinen Index des Schmerzes oder des Elends, um all dies messen zu können, abgesehen vom unglaublichen Stapel an Leichen, den diese Verbrecher in fast einem Jahrhundert aufgehäuft haben. Wir müssen annehmen, daß ein Halbschatten aus Schmerz und Elend, aus zerstörter Liebe und Hoffnung und gestohlener Zukunft jeden dieser Millionen von Leichen umgibt.

Was in Bezug auf Freiheit und interne Gewalt richtig ist, gilt auch für diesen Massendemozid. Wie klar aus Tabelle 8.1 hervorgeht: Je mehr Freiheit Menschen haben, desto unwahrscheinlicher ist es, daß sie durch ihre Herrscher ermordet werden. Je mehr Macht diese Verbrecher haben, desto wahrscheinlicher werden sie ihre Untertanen ermorden. Könnte es eine größeres moralische Wohltat geben als solchen Massenmord zu beenden oder zu minimieren? Genau dies leistet Freiheit und deswegen ist sie, um es mit Nachdruck zu sagen, ein moralisches Gut.

Es gibt noch mehr zu sagen über den Wert der Freiheit. Während wir nun wissen, daß die herrschenden Verbrecher der Welt um ein Vielfaches mehr ihrer eigenen Untertanen ermorden als diese durch Kriege sterben, ist es doch der Krieg, auf den Moralisten und Pazifisten für gewöhnlich ihren Haß und ihre Energien richten, um ihn zu beenden oder abzumildern. Diese einseitige Konzentration ist verständlich angesichts des Horrors und der menschlichen Kosten und der vitalen politischen Bedeutung des Kriegs. Doch es sollte nunmehr klar sein, daß Krieg ein Symptom ist für die Verweigerung von Freiheit und daß Freiheit das Heilmittel ist. Drei Punkte aus Kapitel 7 lohnen sich, wiederholt zu werden:

Erstens: Demokratisch freie Völker führen keinen Krieg gegeneinander. Dies ist so bedeutsam, daß einige Wissenschaftler diese historische Tatsache zum Thema ganzer Bücher gemacht haben, wie etwa Grasping The Democratic Peace von Bruce Russett, Democracy and International Conflict von James Lee Ray und Never At War von Spencer R. Weart. Es gibt eine sehr gute Erklärung dafür, warum Demokratien keinen Krieg gegeneinander führen, und es ist die gleiche Erklärung wie für die Frage, warum es in Demokratien bei weitem die geringste innere Gewalt und den geringsten Demozid gibt. Die verschiedenen Gruppen, übernationalen Beziehungen, gesellschaftlichen Bindungen und gemeinsamen Werte der demokratischen Völker schmieden diese zusammen; und gemeinsame liberale Werte bringen sie zu friedlichen gegenseitigen Verhandlungen und Kompromissen. Es ist, als ob die Menschen demokratischer Nationen eine einzige Gesellschaft seien. Die Wahrheit, daß Demokratien keinen Krieg gegeneinander führen, zeigt uns einen Weg, Krieg aus der Welt zu verbannen: Die Globalisierung demokratischer Freiheit.

Diese Lösung liegt jedoch weit in der Zukunft. Sie kann nur wirken, wenn fast alle Nationen demokratisiert sind. Daher der zweite Punkt: Je weniger frei die Menschen irgendwelcher zweier Nationen sind, desto blutiger und zerstörerischer sind die Kriege zwischen ihnen; je größer ihre Freiheit ist, desto weniger solcher Kriege gibt es.

Und drittens, wie in Tabelle 8.1 gezeigt: Je mehr Freiheit ein Volk oder eine Nation hat, desto weniger blutig und zerstörerisch sind deren Kriege.

Das bedeutet, daß wir nicht darauf warten müssen, bis alle oder fast alle Nationen liberale Demokratien geworden sind, um die Heftigkeit von Kriegen zu reduzieren. Wenn wir die Freiheit befördern, wenn die Menschen von immer mehr Nationen mehr Menschenrechte und politische Freiheiten erlangen, wenn die völlig unfreien Menschen zum Teil frei werden, dann werden wir den Blutzoll der Kriege in der Welt reduzieren. Kurz gesagt: Durch ein Ansteigen der Freiheit in der Welt sinkt die Zahl der Toten in Kriegen. Sicherlich ist alles, was die Geißel des Krieges in unserer Geschichte reduziert und sie schließlich beendet, ohne dabei ein noch größeres Übel zu schaffen, notwendigerweise ein moralisches Gut. Und dieses Gut ist die Freiheit.

Die diesbezüglichen Implikationen für Außenpolitik und internationalen Aktivismus sind tiefgreifend. Da Frieden, nationale Sicherheit und nationaler Wohlstand die höchsten Anliegen der Außenpolitik einer demokratischen Nation sind, sollte das überragende Ziel klar die friedliche Beförderung der Menschenrechte und der demokratischen Freiheit sein. Diese sollte das Endziel von internationalen Verhandlungen, Verträgen, ausländischer Hilfe und militärischer Aktionen (soweit diese aus humanitären Gründen notwendig sind, wie im Kosovo oder in Bosnien) sein. Was die Verteidigungspolitik angeht, basiert militärische Planung auf Einschätzungen der Ziele und Fähigkeiten. Klar ist, daß je weniger ein Volk oder eine Nation frei ist, wir desto mehr auf die Absichten ihrer Herrscher achten müssen. Mit anderen Worten: Es sind nicht die Demokratien dieser Welt, gegen die wir uns verteidigen müssen.

Denken wir überdies daran, was die friedensschaffende Kraft der Freiheit für Nuklearwaffen bedeutet. Viele Menschen sind zurecht besorgt über die ultimative Gefahr für die Menschheit – einen Atomkrieg. Sie protestieren und demonstrieren gegen Nuklearwaffen. Einige übertreten die Grenze zu illegalen Aktivitäten wie das Zerstören militärischen Eigentums und riskieren Gefängnis, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Gefahr solcher Waffen zu lenken. Wenn diese engagierten Menschen nur halb so viel Aufwand betreiben würden, um Freiheit und Menschenrechte für die Menschen in den mächtigsten Diktaturen zu befördern, die solche Waffen haben oder bald haben werden – zum Beispiel China, Nordkorea, Irak und Iran – dann würden sie an den eigentlichen Grund für die Gefahr eines Atomangriffs rühren.

Die Macht der Freiheit, Krieg zu beenden, Gewalt zwischen Nationen zu minimieren und Genozid und Massenmord auszumerzen, erscheint fast als etwas Geheimnisvolles. Es ist so, als ob wir ein auf einem einzigen Wirkstoff basierendes Mittel gegen Krebs hätten. Hätte ich nicht vieles an Forschung selbst geleistet, von welcher die neuesten Ergebnisse auf dieser Webseite gezeigt werden, dann hätte ich all dies bezweifelt. Doch meine Arbeit und die anderer Sozialwissenschaftler und Gelehrter haben den Beweis geliefert, daß es wahr ist.

Unser Wissen über die friedensschaffenden und friedensstiftenden Wirkungen der Freiheit gibt uns nun eine gewaltlose Methode, eine gewaltlose Welt zu schaffen. Wie nun klar sein dürfte, ist demokratische Freiheit eine Methode der Gewaltlosigkeit. Menschenrechte und Demokratie zu fördern, zu verbreiten und voranzutreiben ist der Weg, um Gewaltlosigkeit zu fördern, zu verbreiten und voranzutreiben. Befürworter der Gewaltlosigkeit haben viele friedliche Taktiken ausgearbeitet, um gegen Diktatoren zu opponieren, wie etwa Sitzstreiks, Generalstreiks, Massendemonstrationen, Steuerverweigerung, Untergrundzeitungen, Sabotage durch exzessive Befolgung der Regeln und dergleichen. Im allgemeinen jedoch funktioniert Gewaltlosigkeit am besten in einem freien Volk, und die Freiheit selbst befördert eine gewaltlose Lösung aller Probleme und Konflikte.

Zusammenfassend gesagt haben wir also eine wundersame menschliche Freiheit als moralische Kraft für die Guten zur Verfügung. Sie erzeugt soziale Gerechtigkeit, Wohlstand und Prosperität, sie minimiert Gewalt, rettet menschliches Leben und ist eine Lösung gegen Krieg. Kurzum, sie schafft menschliche Sicherheit. Und was darüber hinaus am wichtigsten ist: Man sollte nicht nur frei sein, weil es gut für einen ist. Man sollte frei sein, weil man als menschliches Wesen ein Recht darauf hat.

Im Gegensatz zur Freiheit steht die Macht, ihr Antonym. Während Freiheit ein Recht ist, ist die Macht zum Regieren ein Privileg, das ein Volk jenen gewährt, welche es wählt, und für deren Gebrauch das Volk sie verantwortlich machen kann. Allzu oft jedoch ergreifen Verbrecher die Kontrolle über ein Volk vermittels ihrer Gewehre und nutzen diese, um ihre Macht total und absolut zu machen. Während die Freiheit Wohlstand und Prosperität erzeugt, kann solch eine absolute Macht Armut und Hunger verursachen. Während  Freiheit innere Gewalt minimiert, Genozid und Massenmord eliminiert und das Problem des Krieges löst, entfesselt solch absolute Macht innere Gewalt, ermordet Millionen und produziert die blutigsten Kriege. Kurzum: Macht tötet, absolute Macht tötet absolut.

Um dieses ganze Buch nun zusammenzufassen: Wozu Freiheit?

Weil sie Ihr Recht ist. Und weil sie ein moralisches Gut ist – sie befördert Wohlstand und Prosperität, soziale Gerechtigkeit und Gewaltlosigkeit und bewahrt menschliches Leben.

ANMERKUNGEN:

* Für diese Website geschrieben. Ich bin Judson Knight zu Dank verpflichtet für sein sorgfältiges Gegenlesen und seine hilfreichen Kommentare zum Entwurf dieses Kapitels.

 

Übersetzung: David Schah